Zuerst sieht es stellenweise nach Urlaub oder Ferien aus. Aber bald schon ist klar, dass Quarantäne sich nicht so anfühlt wie eine Auszeit zum Zweck der Erholung und Unterhaltung.

Eine Isolationsperiode in den eigenen vier Wänden bekommt rasch einen besonderen Beigeschmack. Sie wird im Hintergrund von negativen Gefühlen begleitet, die ganz verschiedene Ursachen haben können. Sorge um die Familie (vor allem ältere Familienmitglieder), den Arbeitsplatz, das eigene Unternehmen. Überforderung im Umgang mit den Kindern, der Partnerin oder dem Partner, Langeweile, Ängste….

Wie gestalten wir Quarantäne erträglich?

Es ist sinnvoll, den Alltag in der Wohnungsisolation den Gegebenheiten anzupassen. 

Egal, ob Sie alleine, als Paar oder als Familie wohnen, schaffen Sie sich Regeln für die neue Situation. Überlegen Sie, wie Sie die Frist bis zur Aufhebung der Quarantäne gut überstehen können. Sie wissen selbst am besten, was Ihnen gut tut. Achten Sie auf sich, achten Sie auf Ihren Körper, achten Sie auf Ihre Gefühle. Achten Sie auf die anderen, achten sie auf die Gefühle der anderen. Bedenken Sie, dass jeder Mensch anders auf die Isolation reagiert.

Kontakt zur Außenwelt

Bleiben Sie in Kontakt mit anderen. Nutzen Sie dazu die elektronischen Medien. Wenn Sie sich einsam fühlen, wenden Sie sich an die zahlreichen Kontaktadressen, die jetzt angeboten werden.

Als Paar oder Familie: Sprechen Sie miteinander. Ärger rechtzeitig ansprechen, dann ist alles leichter lösbar. Bleiben Sie mit Ihren Kindern im Gespräch. Lassen Sie sich nicht provozieren. Das ist für alle eine neue, absolute Ausnahmesituation.

Die Vermessung Ihres Heims

Schaffen Sie in der Wohnung für jedes Familienmitglied echte Rückzugsmöglichkeiten. Erarbeiten Sie sich das gemeinsam. Diese neu geschaffene „Wohnungsgeografie“ soll von allen akzeptiert werden können und es sollten alle damit einverstanden sein. Auch in der kleinsten Wohnung kann ein Rückzugsbereich für jeden geschaffen werden. 

Wenn Sie von Sorgen überschwemmt werden, sprechen Sie darüber! In der Familie, im Freundeskreis, mit professionellen Helfern.

Wenn es zu eng wird und Ihnen die Decke auf den Kopf zu fallen droht, oder wenn der Aggessionspegel steigt, machen Sie einen kurzen Spaziergang.

Körperliche Bewegung

Statt Fitness-Studio ist Gymnastik zu Hause angesagt. Machen Sie regelmäßig Gymnastik oder auch Yoga in den eigenen vier Wänden. Wenn nötig, laden Sie sich aus dem Internet Übungen herunter, die zu Ihnen passen. Entstauben Sie den Hometrainer, falls er noch da ist und nehmen Sie ihn in Gebrauch. Bauen Sie das in den Alltag ein. Seien Sie dabei vorsichtig. Übertreiben Sie nichts, verletzen Sie sich nicht.

Zeitstruktur

Unterteilen Sie den Tag in Einheiten und halten Sie sich daran. Z.B.:

  1. Zeit für Frühstück, Mittagessen und Abendessen festlegen. Führen Sie verbindende Rituale weiter oder schaffen Sie sie  (gemeinsam) neu! Decken Sie den Tisch vollständig, bevor Sie mit dem Essen beginnen. Danach räumen Sie Lebensmittel und Geschirr wieder vollständig ab. Nicht nebenbei essen, etwa vor dem Computer, dem TV-Gerät oder mit dem Handy in der Hand.  
  2. Falls Sie Home Office machen, planen Sie Ihre Arbeitszeiten und Ihre Pausen genau und halten Sie sich daran.
  3. Falls Sie Kinder haben und Ihre Kinder für die Schule lernen müssen, planen Sie genaue Lernzeiten und genaue Pausen ein. Halten Sie die Lernzeiten und die Pausen ein! Justieren Sie so lange nach, bis die optimalen Zeiten gefunden sind. Sprechen Sie mit Ihren Kindern darüber, wie wichtig es ist, sich mit dem Lernstoff wirklich zu befassen, sich an die Zeiten zu halten. Je nach Alter Ihres Kindes schaffen Sie Zeiten für gemeinsame Spiele und/oder Gespräche.  Falls Sie Kindergartenkinder haben, und selbst Home Office machen müssen, teilen Sie den Tag in viele kürzere Episoden (z.B. ½ Stunden Einheiten) von „alleine spielen“ und „gemeinsam spielen“. Erklären Sie das Ihrem Kind und – ganz wichtig – halten Sie sich an Ihre Versprechen!
  4. Der Medienkonsum sollte in die Tagesstruktur eingebaut werden und ein gewisses Ausmaß nicht überschreiten.
  5. Leichte Bewegungseinheiten für jede/n ganz bewusst einplanen. 

Gelassenheit

Auch diese Krise geht einmal zu Ende. Stärken Sie sich, indem sie sich an gute Erlebnisse erinnern. Machen Sie sich nicht zu viele Sorgen. Wenn Sie merken, dass Sie ins Grübeln versinken, sagen Sie sich selbst ein energisches „Stop“ und lenken Sie sich ab, indem Sie etwas tun, das Ihnen Freude und Spass macht. 

Suchen Sie im Internet nach Entspannungsübungen, die zu Ihnen passen. Fangen Sie gleich damit an und bauen Sie diese in die Zeitstruktur für den Alltag ein. 

Lassen Sie sich nicht durch das Verhalten oder durch Bemerkungen anderer provozieren. Atmen Sie tief durch, zählen Sie bis zehn, kommentieren Sie nicht, auch wenn Sie spüren, dass Ärger hoch steigt. Verschieben Sie Grundsatzdiskussionen auf später. 

Nachsicht und Verständnis sind gegenüber den Kindern jetzt Gebot der Stunde. Kinder und Jugendliche sind durch die Isolation besonders eingeschränkt und empfinden diese als Härte. Als Eltern zeigen Sie bitte Verständnis und bleiben im Gespräch. Seien Sie nachsichtig. Wir befinden uns alle in einer Ausnahmesituation. Gewalt in jeder Form gilt es zu vermeiden.

Wenn die gesundheitlichen Verhaltensregeln von uns allen eingehalten werden, ist die Krise schneller überstanden.

Kategorien: BeziehungFamilie

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