Wie wir unsere Entscheidungen treffen, und was uns dabei helfen kann.
Eigentlich trifft jeder Mensch durchschnittlich 20 000 Entscheidungen pro Tag. Damit sind alle, auch jene täglichen Wahlmöglichkeiten gemeint wie: bleibe ich nach dem Weckeralarm noch fünf Minuten im Bett oder stehe ich sofort auf? Esse ich zu Mittag in der Kantine oder nehme ich mir auf dem Weg zur Arbeit eine Kleinigkeit vom Bäcker mit? Und beim Bäcker wähle ich Ciabatta oder Fitness-Korn? Zwei Drittel unserer Kaufentscheidungen im täglichen Leben treffen wir spontan. Das spart Zeit, macht uns aber manipulationsanfällig. Sehen Sie sich in Ihrem Supermarkt ein bisschen um: Sie werden gegen den Uhrzeigersinn durch die Regalreihen geleitet, damit macht das Geschäft zehn Prozent mehr Umsatz.
Wir haben im Vergleich zu unseren Vorfahren im täglichen Leben so viele Wahlmöglichkeiten, die wir genießen, die uns aber unter Umständen auch den Alltag erschweren können, weil uns die zu große Auswahl fast erdrückt.
Tatsächlich macht uns ein Zuviel an Auswahl unglücklich, weil es uns überfordert und den Entscheidungsprozess erschwert. Wir entscheiden dann entweder gar nicht oder sind danach mit unserer Wahl unzufrieden. Entscheidungsfindung erfolgt nicht nur rational, sondern immer auch emotional, unter dem Einfluss von Hormonen, spontanen Gefühlen, ausgeklügelten Verkaufstricks und unseren bisherigen Erfahrungen (z.B.durch Herkunft und Familie). Entscheidungen werden im Zusammenspiel von Vernunft und Emotionen getroffen. Ohne begleitende Gefühle wäre der Verstand alleine nutzlos und wir wären unfähig zu einer Entscheidung.
Dopamin
Wenn wir eine Wahl treffen müssen und die gebotenen Möglichkeiten eigentlich ziemlich gleichwertig sind, kommen wir in ein Entscheidungsdilemma. Sich zu entscheiden kann mitunter quälend sein.
Hormone kommen uns zu Hilfe. So z.B. Dopamin. Unser Belohnungszentrum reagiert, wenn uns etwas bekannt vorkommt oder wenn wir etwas wiedererkennen. Das Glückshormon Dopamin wird aktiviert und bewirkt, dass wir uns durch den Kontakt mit Vertrautem gut fühlen. Wenn die Entscheidung für etwas Bekanntes, Vertrautes ausfällt, werden wir dabei ein gutes Gefühl haben und wahrscheinlich mit unserer Wahl zufrieden sein.
Testosteron
Testosteron steht im Verdacht, dafür verantwortlich zu sein, dass Entscheidungen intuitiv, schnell und impulsiv gefällt werden und danach nicht mehr überdacht, eventuell in Frage gestellt oder korrigiert werden. (Colin Camerer, CalTech, 2017).
Wie treffen wir gute, richtige Entscheidungen?
Wichtige Entscheidungen, die unser weiteres Leben beeinflussen und eine größere Tragweite haben, sollten sorgsam und überlegt und in angemessener Zeit getroffen werden.
Sinnvoll kann es sein, vorhandene Informationen zu sammeln, aufzuschreiben oder aufzuzeichnen (zu visualisieren). Manche bevorzugen zum Visualisieren Pro- und Contra-Listen, oder – als umfangreichere Form – eine Entscheidungsmatrix (z.B. Alternativen in senkrechten Spalten, einzelne Kriterien in Zeilen) oder einen Entscheidungsbaum (ein Diagramm von Alternativen). Danach Abstand gewinnen, darüber schlafen (offenbar treffen wir die besten Entscheidungen im Schlaf) und erst dann entscheiden. Andere Menschen in die eigenen Entscheidungsprozesse einzubeziehen kann ebenfalls sehr hilfreich sein.
Ein guter Tipp, zu richtigen Entscheidungen zu gelangen, stammt aus einem populären Buch von Suzy Welch (2009): Fragen Sie sich, wie Sie über Ihre Entscheidung in zehn Minuten denken werden, wie darüber in zehn Monaten, wie in zehn Jahren!
Falsche Entscheidungen bereut man vielleicht ein Leben lang. Das kostet Lebensenergie und Zeit. Der emotionale Stress, der dadurch entsteht, schwächt das Immunsystem. Sollte es wirklich einmal dazu kommen, dass man eine Entscheidung bereut, dann gilt es, nach äußeren Umständen zu suchen, die zu dieser Entscheidung beigetragen haben, und sich so damit auszusöhnen.
Daniel Gilbert, Psychologieprofessor an der Harvard University, beschäftigte sich unter anderem mit falschen Entscheidungen, die laut seinen Studien auf Fehler in der Wahrnehmung und auf kognitive Verzerrungen zurückzuführen sind. Reale Elemente werden im Entscheidungsprozess oft nicht beachtet und irreale Elemente unbewusst hinzugefügt. Das führt zu Fehlentscheidungen.
Die gute Nachricht: Gilbert meint dazu, dass Menschen mit einer Art psychischem Immunsystem ausgestattet sind, das ihnen hilft, die Dinge weniger schlimm zu empfinden, und die Welt so wahrzunehmen, wie sie ihnen angenehm ist.
Mehr dazu unter https://psychology.fas.harvard.edu/people/daniel-gilbert