Schüler können oft von Prokrastination ein Lied singen.

„…jetzt hat wieder ein neues Semester begonnen. Ich habe mir vorgenommen, diesmal von Beginn an den Stoff mitzulernen, mir die Lerninhalte zu operationalisieren und regelmäßig abzuarbeiten. Es gelingt mir nur wieder nicht!“.

Sebastian sitzt mir gegenüber und wirkt ziemlich verzweifelt. Er weiß, wovon er spricht. Im vergangenen Studienjahr nahm seine Aufschieberei so arge Formen an, dass es Null Studienfortschritt gab. Sein Vater stellte ihm nun ein Ultimatum: Er finanziere noch dieses Semester. Sebastian habe entweder am Ende des aktuellen Semesters einen ausreichenden Studienerfolg vorzuweisen oder wenn nicht, dann wohl besser einen Beruf zu ergreifen, für den das Maturazeugnis eine hinreichende Qualifikation darstellt. Es gebe genügend Beispiele für berufstätige Studenten, die durchaus erfolgreich seien.
Nun vermutet Sebastian zwar, dass seine Lernvermeidung in der Vergangenheit verschiedene Ursachen hatte. Er hat eine zwei Jahre ältere Schwester, die immer alles besser wusste und konnte. Ihre intellektuelle Brillianz hat an seinem Selbstwert genagt, er fand seine eigenen Leistungen häufig ungenügend. Manchmal war er deshalb sehr deprimiert und hatte Schuldgefühle gegenüber seiner Familie. Mit einer perfektionistischen Einstellung ging er daran, seine Probleme zu lösen und brachte noch weniger vorwärts. Seine Ablenkbarkeit und Unentschlossenheit wurden größer, die Selbstzweifel nahmen zu.

Für jeden Menschen, der gegen Prokrastination ankämpfen möchte, sieht der Lösungsweg anders aus, ein individuelles Probleemmanagement ist gefragt. Was eventuell helfen kann:

  1. Man muss sich ehrlich bewusst werden, welche Gewohnheiten und Gedankenmodelle dazu geführt haben und immer noch führen, dass wichtige Aufgaben aufgeschoben werden. Wenn man weiss, dass Ängste, Konzentrationsschwierigkeiten, Ablenkbarkeit, Perfektionismus, schlechtes Zeitmanagement usw. bisher alles blockiert haben, kann man das schrittweise mit professioneller Hilfe ändern.
  2. Über ganz persönliche Ziele, persönliche Stärken und Schwächen sollte man sich klar werden und dann Prioritäten setzen.
  3. Wenn die Ziele feststehen, nochmals überprüfen, ob sie realistisch sind und erreicht werden können.
  4. Persönlich angepasstes Zeitmanagement ist notwendig. Eine gute Tagesstruktur und praktikable Organisation des Alltags sind meistens hilfreich.
  5. Zerstreuung und Lärm draussen halten, Anstrengung für das aufwenden, was wirklich wichtig ist auf dem Weg zum Ziel.
  6. Prioritäten setzen hilft, Disziplin einzuhalten.
  7. Lustvolle Aktivitäten sollten als Motivation mit eingeplant werden.
  8. Zeiteinheiten eher kurz (z.B. 30 min, dann 5 min Pause) wählen. Große Probleme nicht als ganzes angehen, sonst steigt die Lernangst.
  9. Belohnen Sie sich für geschaffte Aufgaben.
  10. Verschaffen Sie sich einen Überblick und gehen Sie die nächste Aufgabe an.

Viel Glück!

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