Wenn das Kind ängstlich ist, machen sich die Eltern Sorgen. Manchmal ist Angst ein Begleiter oder Indikator einer neuen Entwicklungsstufe, manchmal eine Reaktion auf nicht einordenbare Erlebnisse, manchmal eine Warnung vor Gefahr. Der Ursprung dessen ist oft ein Phänomen, das als „magisches Denken“ bezeichnet wird. Sich als Eltern damit auseinanderzusetzen, um möglichst richtig zu handeln, ist durchaus sinnvoll.
Wie äußert sich Angst bei Kleinkindern?
Die Mutter der dreijährigen Mimi kommt in die Beratung, weil sie sich Sorgen wegen des Verhaltens ihrer Tochter macht, das ihr seit einiger Zeit auffällt. Mimi habe „aus heiterem Himmel“ plötzlich Wein- und Schreianfälle, wenn Mama unvorangekündigt für kurze Zeit das Zimmer verlässt oder aus Mimis unmittelbarer Nähe geht. Bis vor kurzem war es nur in fremder Umgebung, etwa zu Besuch bei Bekannten oder im großen, weitläufigen Supermarkt, jetzt kommt es auch zu Hause vor.
Was die sehr feinfühlige und reflektierte Mama über Mimi erzählt, hier kurz zusammengefasst:
Mimi ist ein aufgewecktes, fröhliches und an allem Neuen interessiertes Mädchen. Sie spielt gerne mit anderen Kindern, hat Spaß am gemeinsamen Spiel, beobachtet auf dem Spielplatz gerne 2 – 3 Jahre ältere Kinder und versucht sie nachzuahmen. Sie kann sich auch gut alleine beschäftigen. Wenn sie zeichnet, malt oder bastelt, ist sie konzentriert und zielorientiert. Sie ist geschickt bei konstruktiven Spielen. TV-Kindersendungen oder Videos auf dem Tablet sieht sie sich nicht besonders oft an. Und wenn, dann ist sie dabei nicht alleine, sondern in Gesellschaft von erwachsenen Bezugspersonen wie Mama, Papa, Oma oder Opa. Den Kindergarten besucht sie regelmäßig und gerne. Mittwoch und Donnerstag geht sie ganztags, ansonsten bis zu Mittag. Der Vater bringt sie in der Früh, abgeholt wird sie meist von der Mutter.
Was ist Magisches Denken?
Kinder dieses Alters sind in einer Entwicklungsphase des sogenannten „magischen Denkens“. Sie sind sehr fantasievoll in der Art, wie sie sich die Welt erklären. Sie sammeln Tag für Tag ganz viele neue Eindrücke, die sie verarbeiten müssen. Vieles davon kann Angst machen. Für Mimi kann es sinnvoll sein, rechtzeitig zu weinen und zu schreien, damit sich Mama nicht von ihr wegbewegt und sie beschützen kann, wenn sie von Angst überwältigt werden könnte.
Möglich ist auch, dass Mimi in letzter Zeit ängstigende Erfahrungen gemacht hat, nachdem sie sich von Mama verabschiedet hat. Das kann im Kindergarten, bei befreundeten Familien, in der Turngruppe, etc. gewesen sein.
Wie Kinder ihre Angst bewältigen
Mit drei Jahren sind Kinder schon in der Lage, über ihre Ängste zu sprechen. Reden Sie also als Erstes mit Ihrem Kind darüber, was ihm so starke Angst macht, dass es sich nicht von Ihnen lösen möchte.
Magisches Denken ist in der Fantasie des Kindes verankert. Versuchen Sie daher nicht, mit dem Hinweis auf die Realität die Angst wegzuargumentieren. Hören Sie stattdessen genau zu. Dramatisieren Sie nichts. Bestärken Sie das Kind darin, sich mit neuen Situationen aktiv auseinander
zu setzen. Falls möglich, erzählen Sie Beispiele von anderen Kindern, die ihre Ängste langsam besiegt haben, erzählen Sie von sich und Ihren Ängsten.
Angst ist auch sinnvoll! Sie kann Menschen vor schlechten Erfahrungen bewahren. Sie soll aber nicht so groß werden, dass die Freude an neuen Erlebnissen verhindert wird. Unterstützen Sie ihr Kind darin, seine Selbstwirksamkeit zu erfahren und zu stärken. Loben Sie, wenn Sie miterleben, was das Kind alleine bewältigen und erreichen kann. Unterstützen Sie bei gemeinsamen Unternehmungen die Selbständigkeit des Kindes.